
Kiezmedizin - interprofessionelle hausärztliche Versorgung im Stadteil
Sie befinden sich hier:
Kiezmedizin
Unter Kiezmedizin verstehen wir die interprofessionelle medizinisch-pflegerische Versorgung von Menschen vor Ort in ihrem Lebensumfeld. Wohnumfeld, Lebenssituation und soziales Netzwerk haben einen großen Einfluss auf Gesundheit und Krankheit. Daher sollten diese in der hausärztlichen Versorgung mitberücksichtigt werden. Für eine gute Gesundheitsversorgung vor Ort ist eine vertrauensvoll interprofessionelle Zusammenarbeit u.a. mit Pflegekräften, Apotheker:innen, Sozialarbeiter:innen und Therapeut:innen notwendig.
Im Bereich Kiezmedizin arbeiten wir mit verschiedenen Lösungsansätzen, um diesem Ziel näher zu kommen. So beschäftigen wir uns u.a. mit der Stärkung der interprofessionellen Zusammenarbeit bereits im Studium. Ein weiterer wichtiger Baustein sind unsere jährlichen Kiezmedizinworkshops, auf denen Stakeholder gemeinsam Forschungsergebnisse und Lösungsansätze diskutieren.
Forschungsprojekte
Tandem Summer School für Pharmazie- und Medizinstudierende zur Erhöhung der Arzneimitteltherapiesicherheit bei speziellen Erkrankungen bzw. Patientengruppen (EvaTEAM-PharMed)
Projektleiterin:
Prof. Dr. Charlotte Kloft, Institut für Pharmazie, FU Berlin
Kooperationspersonen:
Prof. Dr. Christoph Heintze, Institut für Allgemeinmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin
Fachschaft Pharmazie Berlin e.V.
Laufzeit: 04/2022 – 03/2024
Förderung: Apothekerkammer Berlin, Eigenmittel FU Berlin und Charité – Universitätsmedizin Berlin
Projektinhalte:
Die zunehmende Komplexität der Versorgung von multimorbiden Patient*innen, die eine Vielzahl an Arzneimitteln gleichzeitig anwenden (Polypharmazie) stellt die Gesundheitsberufe sowohl in der Stadt als auch auf dem Land vor neue Herausforderungen. Interprofessionelles Arbeiten gewinnt daher immer mehr an Bedeutung für die patient*innenzentrierte Versorgung. Konstruktive interprofessionelle Zusammenarbeit wird in der Praxis jedoch häufig durch ungenügende Kommunikation, insbesondere an Sektorengrenzen, sowie durch fehlende Kenntnisse der Kompetenzen, Aufgaben und Arbeitsroutinen der anderen Berufsgruppe behindert.
Übergeordnetes Ziel der interprofessionellen Lehr- und Lerngesamtprojekte für Pharmazie- und Medizinstudierende zum Thema „Arzneimitteltherapiesicherheit bei Polypharmazie“ ist es daher, bereits im Studium eine Basis für eine bessere Professionen-übergreifende Zusammenarbeit zwischen Apotheker*innen und Ärzt*innen im späteren Berufsalltag zu schaffen.
Beide Teilprojekte werden im Rahmen einer Studie mit Hilfe eines Mixed-Methods Ansatzes evaluiert - qualitativ werden leitfadengestützte Einzelinterviews und quantitativ Prä-/Postfragebögen eingesetzt
Die Projektidee zu Eva-PharMed und Vorarbeiten seit Dezember 2018 wurden von der Gesellschaft für medizinische Ausbildung mit dem Preis für Innovative Lehrprojektideen 2020 ausgezeichnet.
COVID-19 Pandemie und Obdachlosigkeit: qualitative Befragung zu Impfzugang und -akzeptanz
Kontaktpersonen:
Julianna Grune
Dr. med. Angela Schuster
Prof. Dr. med. Wolfram Herrmann
Kooperationspersonen:
Darius Savelsberg
Dr. med. Andreas Lindner
Marta Kobus
Laufzeit: 06/2021 - heute
Obdach- und wohnungslose Menschen (OWM) haben eine geringere Lebenserwartung, eine höhere Prävalenz für somatische und psychische Gesundheitsprobleme und erleben einen erschwerten Zugang zu Gesundheitsversorgung. Dies liegt beispielsweise an fehlender Krankenversicherung, unzureichenden Möglichkeiten, auf Informationen zur Pandemie zuzugreifen oder an mangelndem Wissen seitens der behandelnden Personen.
OWM sind mit höheren COVID-19-Übertragungsraten und negativen Auswirkungen von Infektionsschutzmaßnahmen konfrontiert. So wurden aufgrund der Infektionsschutzmaßnahmen zum Beispiel viele Kapazitäten in Notunterkünften oder Tagesstätten reduziert. OWM sind also besonders von der COVID-19-Pandemie betroffen. Da viele nicht-pharmazeutische Kontrollmaßnahmen von OWM nicht umgesetzt werden können (z. B. zu Hause bleiben), sollte besonderes Augenmerk auf den Zugang zu präventiven Maßnahmen wie Impfungen gelegt werden.
Da es keine Forschung gibt, die die Impfeinstellungen von OWM in Deutschland untersucht, zielt diese qualitative Studie darauf ab, Einblicke in diese Themen zu gewinnen und Determinanten zu erforschen, die zu individuellen Einstellungen gegenüber COVID-19-Impfstoffen führen. Das Verständnis der Einflussfaktoren auf Impfeinstellungen im Kontext von Obdach- und Wohnungslosigkeit kann in Zukunft zum Beispiel bei der Entwicklung von Empfehlungen helfen, die auf die Reduktion von Hürden bei der Inanspruchnahme von präventiven Maßnahmen (wie Impfungen) abzielen.
InterPlanung - interprofessionelle studentische Pflege- und Behandlungsplanung für die patientenzentrierte ambulante Versorgung der Zukunft
Projektteam:
Prof. Dr. med. Wolfram Herrmann - Projektleitung
Kathleen Hahn - Projektadministration und Kontaktperson
Jendrik Dedow - wissenschaftliche Mitarbeit
Kevin Schulz - wissenschaftliche Mitarbeit
Laufzeit: 10/2022 - 09/2024
Förderung: Stiftung Innovation in der Hochschule
Projektinhalte:
Die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen große Anforderungen an die Medizin und Pflege der Zukunft. Der Anteil älterer Menschen in Berlin und Deutschland wird weiter zunehmen. Dies führt zu einer grundlegenden Veränderung der medizinischen und pflegerischen Bedarfe von einem Fokus auf akute Probleme hin zur Langzeitversorgung chronisch kranker Menschen. Die komplexen Probleme chronisch kranker Menschen bedeuten gleichzeitig, dass eine gute interprofessionelle Zusammenarbeit dringend notwendig sein wird.
Das Projekt InterPlanung widmet sich dieser Herausforderung. Es ist eine Kooperation zwischen den Studiengängen Pflege, Medizin, Pharmazie und Zahnmedizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin. In kleinen interprofessionellen Gruppen finden sich die Studierenden zusammen und besprechen eigene Erwartungen und Ziele vor und werden damit auf ihre berufliche Zukunft vorbereitet. Während des praktischen Tages im Pflegeheim entwickeln die Studierenden einen interdisziplinären Behandlungsplan für zwei Bewohner:innen. Anschließend werden die Ergebnisse präsentiert und mit den betreuenden Pflegekräften, Zahnärzt:innen und Hausärzt:innen besprochen. Durch diese gemeinsame Arbeit im Pflegeheim, kommen die Studierenden der unterschiedlichen Professionen in intensiven Kontakt miteinander. Sie lernen frühzeitig den Umgang mit den komplexen Lebenssituationen älterer Menschen kennen und sich selbst und ihre eigene Rolle kontextbezogen zu reflektieren. Im Verlauf ist die Ausweitung auf weitere Studiengänge (Soziale Arbeit, Physiotherapie und Pflegetherapie, etc. ) geplant.
kooperierende Institute:
Institut für Klinische Pflegewissenschaft, Charité - Universitätsmedizin, Berlin
Institut für Pharmazie, Freie Universität Berlin
Institut für Zahnmedizin, Charité - Universitätsmedizin Berlin
Evangelisches Geriatriezentrum (EGZB), Berlin
Kooperationspflegeheime:
Domicil - Seniorenpflegeheim Müllerstraße, Müllerstraße 76, 13349 Berlin
Domicil - Seniorenpflegeheim Residenzstraße, Thaterstraße 18, 13407 Berlin
Domicil - Seniorenpflegeheim Baumschulenweg, Mörikestraße 7, 12437 Berlin
Domicil - Seniroenpflegeheim Am Schloßpark, Pestalozzistraße 30, 13187 Berlin
Lehre
In M24 haben wir bisher das Wahlpflichtfach „Kiezmedizin erleben und gestalten“ angeboten, für welches wir den Lehrpreis der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung 2018 erhalten haben. Konzept und Evaluation finden Sie publiziert unter www.egms.de/static/de/journals/zma/2019-36/zma001282.shtml Zukünftig wird das Konzept in ein gemeinsames Wahlpflichtfach mit der Geriatrie in M28 integriert werden.